Inhaltsverzeichnis:
- Neubau am St. Vincenz Krankenhaus in Essen
- Betriebskosten und wirtschaftliche Risiken
- Der aktuelle Betrieb im Gesundheitszentrum
- Gesetzliche Lage und Beteiligung der Krankenkassen
- Erweiterung im Marienhospital Altenessen
Neubau am St. Vincenz Krankenhaus in Essen
Die Stadt Essen investiert 68 Millionen Euro in das neue Gesundheitszentrum auf dem Gelände des alten St. Vincenz Krankenhauses. Davon sollen 8 Millionen Euro in medizinisches Inventar fließen, wie OP-Ausstattung und Geräte für Diagnostik und Therapie. Der Neubau selbst soll 60 Millionen Euro kosten. Die Allbau Management Gesellschaft übernimmt die Finanzierung und wird später die Räume an Ärzte vermieten.
Im Zentrum sollen zukünftig rund 40 stationäre Betten zur Verfügung stehen. Zusätzlich ist die Ansiedlung von Fachärztinnen und Fachärzten aus Bereichen wie Neurologie, Onkologie, Radiologie und Chirurgie vorgesehen. Ziel ist es, ein Versorgungsangebot zu schaffen, das über die bisherige allgemeinmedizinische Betreuung hinausgeht.
Der Stadtrat wird am 2. Juli über das Vorhaben abstimmen. Dabei geht es sowohl um den Neubau als auch um den möglichen Ankauf des Marienhospitals in Altenessen. Dieses Krankenhaus wurde ebenso wie das St. Vincenz im Norden von Essen geschlossen.
Betriebskosten und wirtschaftliche Risiken
Aktuell trägt die Stadt Essen die Betriebskosten für das Gesundheitszentrum mit jährlich 1,4 Millionen Euro. In der Anlaufphase ist diese Unterstützung nötig, da die wirtschaftliche Eigenständigkeit des Zentrums frühestens ab dem Jahr 2031 erwartet wird. Entscheidend wird sein, ob genügend Ärztinnen und Ärzte die Einrichtung zur Behandlung ihrer Patientinnen und Patienten nutzen.
Ein wirtschaftliches Risiko besteht in der Mietgarantie der Stadt: Falls die Allbau Management Gesellschaft nicht alle Räume vermieten kann, springt die Stadt ein und übernimmt die Kosten. Das betrifft sowohl Praxisräume als auch medizinische Nutzflächen wie OP-Säle. Ob das Zentrum sich trägt, hängt daher wesentlich von der Nachfrage im Gesundheitsbereich ab.
Der aktuelle Betrieb im Gesundheitszentrum
Seit der Umnutzung des alten St. Vincenz Krankenhauses zum Gesundheitszentrum sind rund 25 Betten im Einsatz. Im Durchschnitt bleiben Patientinnen und Patienten vier Tage dort. Ursprünglich waren für 2024 rund 1200 Einweisungen geplant, diese Zahl wurde jedoch auf 651 reduziert. Die Anpassung erfolgte auf Basis der bisherigen Nutzung seit dem Start im Vorjahr.
Trotz des Rückgangs bei den Einweisungen wurde das Zentrum im letzten Quartal 2024 und in den ersten Monaten dieses Jahres besser angenommen. Dies deutet auf eine wachsende Akzeptanz im Stadtteil hin. Perspektivisch sollen ambulante Operationen hinzukommen, was das Leistungsangebot zusätzlich erweitern wird.
Gesetzliche Lage und Beteiligung der Krankenkassen
Ein weiteres Risiko liegt im Finanzierungsmodell der Behandlungen. Derzeit übernimmt lediglich die AOK Rheinland / Hamburg die Kosten für ihre Versicherten. Andere Krankenkassen beteiligen sich bislang nicht. Eine bundesweite gesetzliche Grundlage zur Abrechnung dieser Versorgungsform existiert nicht. Die gesetzliche Lage ist derzeit nur in Nordrhein-Westfalen definiert.
Diese Unsicherheit erschwert die langfristige Planung. Ohne Beteiligung weiterer Kassen könnten Einnahmen ausbleiben, was die Wirtschaftlichkeit des Zentrums gefährdet. Dennoch ist die Stadt optimistisch, dass das Modell Schule machen könnte.
Erweiterung im Marienhospital Altenessen
Parallel zur Entwicklung am St. Vincenz Standort plant die Stadt, Räume im ehemaligen Marienhospital in Altenessen an Fachärzte zu vermieten. Das Gebäude ist größer als das geplante neue Zentrum und bietet mehr Möglichkeiten für spezialisierte medizinische Angebote.
Ziel ist ein Netzwerk aus Gesundheitsangeboten im Essener Norden. Die Stadt reagiert damit auf die Schließung zweier Krankenhäuser und will die Versorgung dauerhaft sicherstellen. Das Gesundheitszentrum und die Umnutzung des Marienhospitals sind zentrale Bausteine dieser Strategie.
Mit dem Ausbau der medizinischen Infrastruktur setzt Essen auf langfristige Lösungen im Gesundheitsbereich. Das Vorhaben ist finanziell anspruchsvoll und rechtlich komplex, aber notwendig, um eine Versorgungslücke zu schließen. Entscheidend wird sein, wie gut das Angebot von Ärzten und Patienten angenommen wird.
Quelle: Radio Essen, www.milekcorp.com/de/