Dienstag, 28 Oktober 2025 14:57

Sechs bestätigte Fälle von Vogelgrippe in Nordrhein-Westfalen

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Kraniche und Geflügel in NRW von Vogelgrippe betroffen. Kraniche und Geflügel in NRW von Vogelgrippe betroffen. Foto: Pixabay/Pixabay-Lizenz

Seit Anfang Oktober breitet sich in Nordrhein-Westfalen erneut die Vogelgrippe aus. Das Friedrich-Löffler-Institut hat inzwischen sechs bestätigte Infektionen gemeldet. Betroffen sind mehrere Kreise, darunter Soest, Kleve, Minden-Lübbecke und Paderborn. Die Behörden reagieren mit weitreichenden Maßnahmen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Inhaltsverzeichnis:

Nachweis des Virus in Bad Oeynhausen und Lippetal

In Bad Oeynhausen im Kreis Minden-Lübbecke sowie in Lippetal im Kreis Soest wurde das Virus bei einem toten Kranich und in einer Hobby-Geflügelhaltung festgestellt. Von 49 Tieren in Lippetal sind elf verendet, die restlichen 38 mussten vorsorglich getötet werden. Das Kreisveterinäramt in Soest empfiehlt, Geflügel derzeit ausschließlich im Stall zu halten. Eine allgemeine Stallpflicht besteht aber noch nicht.

Auch in Essen und Duisburg wurden infizierte Wildvögel gefunden. Sechs tote Wildgänse aus Essen wurden zur Untersuchung eingeschickt. Die Fälle zeigen, dass das Virus nicht mehr nur vereinzelt auftritt, sondern sich in mehreren Regionen gleichzeitig nachweisen lässt.

Geflügelpest in Rees und Maßnahmen im Kreis Kleve

Am Freitag bestätigten die Behörden einen Ausbruch in einem Geflügelbetrieb in Rees im Kreis Kleve. Etwa 19.000 Tiere mussten dort getötet werden. Anschließend wurden alle Stallungen gründlich gereinigt und desinfiziert. Der Kreis Kleve sprach von einem ungewöhnlich frühen Auftreten der Geflügelpest. Das Virus vom Typ H5N1 ist jedoch mittlerweile dauerhaft in der Wildvogelpopulation vorhanden, weshalb ganzjährig mit Infektionen gerechnet werden muss.

Eine Schutzzone von drei Kilometern und eine Überwachungszone mit zehn Kilometern Radius wurden eingerichtet. Innerhalb der Überwachungszone gilt Stallpflicht. Außerdem dürfen Futter und Fleisch aus dieser Sperrzone nicht ausgeführt werden. Diese Maßnahmen sollen verhindern, dass sich der Erreger auf weitere Bestände überträgt.

Frühere Fälle in Delbrück und Empfehlungen an Geflügelhalter

Bereits Anfang Oktober trat die Vogelgrippe in Delbrück im Kreis Paderborn auf. Etwa 11.000 Tiere mussten dort getötet werden. Nach Angaben des örtlichen Veterinäramts sind seitdem keine weiteren Infektionen gemeldet worden, sodass die Schutzmaßnahmen inzwischen gelockert wurden.

Der Landwirtschaftliche Bezirksverband ruft dennoch zur Vorsicht auf. Zu den empfohlenen Schutzmaßnahmen gehören:

  1. Keine Straßenkleidung in Ställen tragen.
  2. Direkten Kontakt zu Wildvögeln vermeiden.
  3. Hygienemaßnahmen regelmäßig kontrollieren.

Zwar sind die Fallzahlen aktuell niedrig, doch der anhaltende Vogelzug kann die Situation rasch verändern.

Krankheitsgeschehen in der Diepholzer Moorniederung

Ein besonders betroffener Rastplatz ist die Diepholzer Moorniederung, die sich von Niedersachsen bis nach Nordrhein-Westfalen erstreckt. Dort wurden am vergangenen Wochenende rund 60.000 Kraniche gezählt. Mehrere Tiere waren erkrankt oder bereits verendet.

Jonas Wobker vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland erklärte: „Die Kraniche sind im Prinzip entlang der kompletten Westroute infiziert.“ Nach seinen Angaben wurden an den Schlafplätzen bereits zahlreiche tote Tiere gefunden. Wobker betonte: „Wir sehen erst den Anfang des Infektionsgeschehens.“

Appell der Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen

Die nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) fordert Geflügelhalter zu erhöhter Wachsamkeit auf. Das nachgewiesene Virus sei äußerst aggressiv und mit großem Leid für die betroffenen Tiere verbunden. Nur strikte Biosicherheitsmaßnahmen könnten Hausgeflügel wirksam schützen.

Nordrhein-Westfalen arbeitet eng mit dem Bund und anderen Bundesländern zusammen, um die Ausbreitung einzudämmen. Gorißen bittet außerdem die Bevölkerung, verendete Wasser- oder Greifvögel dem zuständigen Veterinäramt zu melden.

Risiken für den Menschen und Eigenschaften des Virus

Eine Ansteckung von Menschen ist selten und setzt engen Kontakt mit infiziertem Geflügel voraus. Für die Allgemeinbevölkerung besteht laut Landwirtschaftsministerium kein besonderes Risiko. Lebensmittel aus betroffenen Betrieben gelangen nicht in die Nahrungskette. Zudem wird das Virus durch hohe Temperaturen zerstört, sodass erhitzte Produkte als unbedenklich gelten.

Die Geflügelpest wird durch Viren verursacht, die in zwei Formen auftreten:

  • gering krankmachend (geringpathogen)
  • stark krankmachend (hochpathogen)

Die zweite Form verläuft bei Hausgeflügel meist tödlich. Enten und Gänse sind besonders gefährdet. Daher gilt Hygiene als bester Schutz – sowohl für Tiere als auch für Menschen.

Quelle: WDR, www.36edumobi.com/de